|
|
Interview: So wirkt das Meer als Heilmittel
|
|
Frau Dr. Brunschweiger betreut als Sachkundige Person nach § 15 AMG und als Sicherheitsbeauftragte nach § 30 MPG Heilbäder in Schleswig-Holstein, die Meerwasser als Arzneimittel und Peloide als Medizinprodukte gewinnen, aufbereiten und abgeben. Die Gesundheitszentren, die Herstellungserlaubnis nach § 13 AMG besitzen, werden als arzneimittelherstellende Betriebe eingestuft. Eine Anzeigepflicht gemäß § 25 MPG besteht für die Gesundheitszentren, die ortsgebundene Peloide (z. B. Schlick, Moor) als Medizinprodukte gewinnen, aufbereiten und abgeben.
Nach § 11 der Arzneimittel- und Wirkstoffherstellerverordnung (AMWHV) in arzneimittelherstellenden Betrieben müssen regelmäßig Selbstinspektionen durchgeführt werden. Dieselbe Verpflichtung gilt in Schleswig-Holstein für Betriebe, die eine Erlaubnis nach § 25 MPG besitzen.
Unter anderem wird im Rahmen einer Selbstinspektion, die alle 2 Jahre durchzuführen ist, die Einhaltung aller Grenzwerte der Qualitätsstandards Schleswig-Holstein eingefordert. Diese für viele andere Bundesländer beispielhaften Qualitätsstandards stellen ein dreistufiges Prüfverfahren für die mikrobiologischen, chemischen, sensorischen und physikalischen Parameter zur Gewährleistung einer hohen Qualität der ortsgebundenen Heilmittel dar. Gleichzeitig werden mit diesem System die zum Teil schwierigen und komplexen technischen Anforderungen an die Aufbereitungsanlagen auf den Prüfstand gestellt. Eine jährliche statistische Beurteilung der erzielten Heilmittelqualität ist selbstverständlich.
|
|
Welche Betriebsbereiche werden im Rahmen der Selbstinspektion, die alle 2 Jahre stattfindet, in den Gesundheitszentren kontrolliert?
|
|
Man kann die zu inspizierenden Bereiche in 8 Schwerpunkte einteilen:
Gesetze, Verfahren und Empfehlungen, allgemeine behördliche Anzeigepflichten Betriebsräume und Herstellungseinrichtungen Prüf- und Herstellungsdokumentation Qualitätssicherungssystem (z. B. Gerätekalibrierungen, Validierungen, QS-Handbuch) Therapieabteilungen (Inhalation, med. Wannen, Badeschlick, Packungsschlick) Umsetzung von Hygienemaßnahmen (Hygiene- und Desinfektionspläne, Autoklav, RD-Automat usw.) Umsetzung der Medizinproduktegesetzgebung Dokumentation
Um den betrieblichen Ablauf nicht wesentlich zu stören, wird der Termin für eine Selbstinspektion auf einen Tag außerhalb der Saison gelegt, also möglichst in die Zeit von November bis März. Im Allgemeinen werden ein bis zwei Tage für eine Selbstinspektion veranschlagt, um sämtliche aufgeführte Bereiche ausführlich mit den dafür verantwortlichen Mitarbeitern zu inspizieren, Korrekturmaßnahmen zu diskutieren und zu kontrollieren.
|
|
|
Eine Selbstinspektion umfasst viele Gebiete. Auf welche Weise führen Sie sie durch?
|
|
Grundlage einer Selbstinspektion ist eine zuvor erstellte Anweisung, in der sämtliche Prüfpunkte festgeschrieben sind. Diese Anweisung muss natürlich regelmäßig entsprechend der gültigen Gesetzgebung, Einführung neuer Qualitätssicherungsmaßnahmen oder technischer Entwicklungen aktualisiert werden. Das bedeutet, dass im Laufe der Jahre immer mehr Themen hinzugekommen sind, immer mehr Vorschriften und Grenzwerte beachtet werden müssen und die Prüfliste stetig erweitert wurde.
Das Ergebnis der durchgeführten Selbstinspektion wird auf einem entsprechend der Anweisung erstellten Ergebnisprotokoll dokumentiert. Je nach Befund wird nach drei Kategorien bewertet: Ohne Beanstandung (1), geringfügiger Mangel (2), schwerwiegender, kritischer Mangel (3). Nach der Feststellung von Mängeln werden die zu ergreifenden Maßnahmen vorgeschrieben, ebenso der Zeitpunkt, bis zu dem ein Fehler zu beheben ist und wer dafür verantwortlich zeichnet.
|
|
|
Wie wird das Meerwasser vor Ort für therapeutische Zwecke aufbereitet?
|
|
Jeder Betrieb besitzt eine individuelle, an die örtlichen Gegebenheiten angepasste
maßgeschneiderte Aufbereitungsanlage. Jedoch enthält jede Anlage folgende gleiche undwesentliche Kompartimente:
Gewinnung von Meerwasser aus offenem Tiefenwasser oder Tiefenbrunnen Grobfiltration durch Siebe Quarzbettfiltration zur Feinfiltration Vorratshaltung in Meerwasservorratsbehältern UV-Desinfektion Ringleitungssystem: sorgt für ständige Bewegung / Umwälzung des aufbereiteten Meerwassers Installation von Stetsabspeisungen Warmwassersystem: > 60 °C (> 55 °C an den Wannen) Strikte Trennung von warmem und kaltem Meerwasserleitungssystem Möglichkeit der thermischen Desinfektion
Meerwasser in Schleswig-Holstein wird direkt aus dem Meer zum Technikbereich eines Therapiezentrums mit Hilfe großer Pumpen gesaugt. Durch ein Spezialfiltersystem wird es dabei von größeren Verunreinigungen wie Sand, kleinen Steinen oder Muscheln gereinigt. Darauf erfolgt die Feinfiltrationmit Hilfe eines Feinfilters (Kiesbettfilters).
In einem Meerwasservorratsbehälter fließt ständig frisches Meerwasser nach, das dauernd verbraucht wird oder kontinuierlich durch eine Stetsabspeisung abläuft. Ein sorgfältig geregeltes Kreislaufsystem stellt sicher, dass das Wasser immer in Bewegung bleibt, denn fließendes Wasser behält seine Frische und Keimfreiheit. Etwa vorhandene Bakterien werden sicher durch eine UV-Anlage abgetötet.
Um warmes Meerwasser herzustellen, findet dessen Erwärmung in einem Spezialwärmebereiter auf eine Temperatur von ungefähr 60 bis 70 °C statt. An der Zapfstelle einer medizinischen Wanne muss das Warmwasser noch eine Temperatur von mind. 55 °C aufweisen, um sicher einer Verkeimung vorzubeugen. Diese hohe Temperatur, eine sorgfältige Isolierung des Leitungssystems und die strikte Trennung der warmen von der kalten Meerwasserleitung gewährleisten auch hier ein mikrobiologisch einwandfreies Wasser.
|
|
Herstellung von Meerwasser zur Inhalation
|
|
Um keimfreies Meerwasser zu gewinnen, wird das bereits gereinigte, kalte Meerwasser über ein Sterilfiltersystem geleitet. Unter Beachtung strenger Vorsichtsmaßnahmen wird es in sterile Gefäße zum Inhalieren gefüllt, die in ein Inhalationsgerät eingesetzt werden. Die tägliche Sterilisation oder Desinfektion aller verwendeten Gerätschaften und Gefäße mit validierten Geräten ist selbstverständlich, ebenso die routinemäßige Überprüfung des Meerwassers sowie der eingesetzten Gefäße und Gerätschaften auf Keimfreiheit. Alle Aufbereitungsschritte werden arbeitstäglich auf einem Herstellungsprotokoll notiert.
|
|
|
Wie wird der Schlick für therapeutische Zwecke aufbereitet?
|
|
Der in den Gesundheitszentren an der Nordsee aufbereitete Schlick erfüllt die strengen Anforderungen des Medizinproduktegesetzes und wird nach den Qualitätsstandards Schleswig-Holstein stetig kontrolliert. Der Schlick wird entweder direkt aus dem Wattenmeer oder aus vor mehreren hundert Jahren eingedeichten Vorkommen im Binnenland gewonnen. Nach der Entnahme mittels Schaufelbagger wird der Schlick zum Betrieb transportiert, in einem Rohschlicklager zwischengelagert und von dort nach Bedarf in ein Packungsschlickrührwerk gefüllt, In diesem wird er durch Rühren, teilweise unter Zuführung von aufbereitetem Meerwasser, auf Temperaturen von ca. 48 °C erwärmt und homogenisiert. Der Packungsschlick enthält ungefähr 50% Meerwasser. Für eine Schlickpackung wird der ständig gerührte, gebrauchsfertige Schlick auf einer Folie ausgestrichen, in die sich der Patient hineinlegt.
Zur Herstellung von Badeschlick wird der Schlick in einem Badeschlickrührwerk bis zur gewünschten Konsistenz mit aufbereitetem Meerwasser bei ungefähr 43°C unter ständigem Rühren verdünnt. Er besitzt einen Meerwasseranteil von ca. 85%.
|
|
|
Was versteht man unter Thalasso-Therapie?
|
|
Thalasso-Therapie oder der Begriff Thalasso ist zur Zeit in aller Munde. Jedoch wird das Wort Thalasso meistens falsch interpretiert. Unter dem Begriff „Thalasso-Therapie“ versteht man die Anwendung der Heilfaktoren des Meeres, also Meerwasser in Verbindung mit dem Meeresklima und Meeresschlick, die seit Tausenden von Jahren als Heilmittel bei verschiedenen Erkrankungen genutzt werden.
Das Wort Thalasso-Therapie kommt aus dem Griechischen. Thalatta bedeutet Meer und Therapeia Heilung. Der Begriff „Thalasso-Therapie“ ist gesetzlich nicht geschützt. So ist es zu verstehen, dass er inflationär beispielsweise in Süddeutschland, in der Schweiz oder in Frankreich für Kosmetika mit Meeresprodukten verwendet wird. Dies muss aber deutlich von der in Schleswig-Holstein praktizierten Therapie getrennt werden.
|
|
|
Welche medizinischen Erfolge erzielen Anwendungen mit Meerwasser?
|
|
Die Hauptindikationen für Meerwasseranwendungen sind:
Chronische Erkrankungen der Atemwege (Bronchitis, Asthma bronchiale, Mucoviszidose)
chronische Erkrankungen der Haut (Neurodermitis, Psoriasis, Ichthyosis vulgaris)
chronische Gelenkerkrankungen (chronische, nicht entzündliche Gelenkkrankheiten)
Kreislauflabilität (labile Hypertonie, Hypotonie, vegetative Dystonie, Rekonvaleszenz).
Das Arzneimittel Meerwasser wird in drei Darreichungsformen abgegeben:
Meerwasser zum Trinken, zum Baden und zum Inhalieren.
Während Trinkkuren mit Meerwasser, Heilwasser oder Sole zur Zeit an Bedeutung verloren haben und nicht mehr von der Krankenkasse bezahlt werden, liefern Kuren mit Bädern oder Inhalationen einen wichtigen Beitrag zur Behandlung insbesondere chronischer Erkrankungen.
Nachfolgend gebe ich einen Überblick über die medizinische Bedeutung aller drei Darreichungsformen:
|
|
Meerwasser zum Trinken
|
|
Durch eine Meerwassertrinkkur werden verschiedene wertvolle Mineralien und Spurenelemente zugeführt, die einen entsprechenden Mangel in der Ernährung mit funktionellen Beschwerden beseitigen können.
Der Anteil an Mineralien und Spurenelementen, die täglich mit der Nahrung aufgenommen werden, reicht häufig nicht aus. Ein erhöhter Bedarf besteht bei körperlicher Belastung, Streß, Schwangerschaft, Stillzeit und einseitigen Ernährungsformen wie Diäten.
Für Trinkkuren kommt nur verdünntes Meerwasser in Betracht, das eine Salzkonzentration von ca. 1% enthält; stärker konzentriertes bewirkt eine erhebliche Schleimhautreizung und führt im Magen zum Brechreiz. Verdünntes Meerwasser aber ist ausgezeichnet verträglich. Es enthält unter anderem Elemente in Form ihrer Ionen wie Magnesium, Calcium, Kalium, Fluor, Iod, Kupfer, Nickel, Mangan, Zink und Eisen. Den größten mengenmäßigen Anteil bildet Natrium und Chlorid. Neben einer schleimlösenden Wirkung besteht der wichtigste Effekt im Magen in einer Steigerung der Magensaftsekretion mit erhöhter und beschleunigter Säureproduktion. Bei kurmäßig wiederholter Anwendung führt diese sekretionsanregende Wirkung zu einer nachhaltigen Besserung der Magensaftsekretion. Langfristig bewirkt der Iodgehalt im Meerwasser eine allgemeine Stoffwechselsteigerung.
Meerwasser zeichnet sich durch einen sehr hohen Gehalt an Magnesiumionen aus. Magnesium ist ein lebenswichtiger Bestandteil vieler Enzyme, die den menschlichen Stoffwechsel regeln. Magnesium führt nachweislich zur Beseitigung von Krämpfen (Spasmolyse).
|
|
Meerwasser zum Baden
|
|
Therapie chronischer Gelenkerkrankungen
|
|
Bereits um 400 v. Chr. setzte der griechische Arzt Hippokrates Meerwasserbehandlungen gegen Rheuma und Ischiasleiden ein. Aber erst in der letzten Zeit, vor ungefähr 20 Jahren,wurde die spezielle Heilmittelwirkung von Meerwasser zum größten Teil erforscht. Es wurde nachgewiesen, dass Meerwasser ein ganz modernes Arzneimittel darstellt, natürlich nicht so hoch wirksam wie die modernen Arzneimittel der Pharmaindustrie, dafür aber ohne Nebenwirkungen, wenn man von einem Brennen auf offenen Hautwunden absieht.
Neuerdings erschienen Publikationen aus verschiedenen Ländern wie Frankreich, Italien, Israel oder den USA, in denen die Überlegenheit ortsgebundener Heilmittel wie Meerwasser, Sole oder Meeresschlick zur Behandlung chronischer Erkrankungen des Bewegungsapparates oder der Haut im Vergleich zur herkömmlichen Therapie statistisch belegt wird.
|
|
Therapie chronischer Hauterkrankungen
|
|
Die gute Wirksamkeit von Meerwasser und Sonne zur Behandlung von Hauterkrankungen ist schon lange bekannt, sie konnte aber erst vor kurzem wissenschaftlich belegt werden.
So wurde nachgewiesen, dass Meerwasser bei der Behandlung von Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis (Schuppenflechte) mit der sogenannten Photo-Sole-Therapie den Effekt der UV-Strahlung spezieller UV-Geräte stark erhöht, sodass die Therapie mit viel weniger UV-Bestrahlung durchgeführt werden kann. Zunächst möchte ich das Prinzip der Photo-Sole-Therapie erklären. Die Photo-Sole-Therapie ist eine Kombination von Meerwasserbädern mit UV-Bestrahlung. Die speziellen UV-Strahlen, die eine bestimmte Wellenlänge haben müssen, werden entweder künstlich mit einem UV-Gerät erzeugt oder sie stammen aus dem Sonnenlicht. Bei dieser Behandlung erhalten die Patienten erst ein Meerwasserbad und anschließend eine UV-Behandlung. Es ist bekannt, dass bei Psoriatikern, die im Sommer im Meer baden, die Schuppenflechte abheilt. Auf Betreiben der Ersatzkassen wurde die Photo-Sole-Therapie, das sogenannte Kieler Modell nicht nur an der Kieler Hautklinik (damalige Leitung: Prof. Dr. Christophers), sondern an über 500 Kliniken erprobt. Hierbei wurden chronisch kranke Patienten, welche an Psoriasis oder Neurodermitis leiden, einer UV-Strahlenbehandlung in Kombination mit Sole- oder Meerwasserbädern unterworfen. Es erwies sich, dass diese Behandlungsmethode die billigste und nebenwirkungsfreieste aller Behandlungsmöglichkeiten für diese chronischen Hauterkrankungen darstellt.
Magnesiumsalze sind im Meerwasser in dritthöchster Konzentration vertreten. Aktuelle Forschungsergebnisse belegen, dass sie den Ausbruch von Entzündungen verhindern können, indem sie hemmend in einen komplizierten Entzündungsmechanismus eingreifen.
Parallel hierzu konnte gezeigt werden, dass durch Meerwasserbäder Entzündungsstoffe (sogenannte Enzyme), die u.a. für die Psoriasis mitverantwortlich sind, vermehrt aus der Haut herausgelöst werden; so ließ sich in dem Badewasser der betroffenen Patienten das Enzym humane Leukozytenelastase nachweisen. Hierdurch lässt sich ein zusätzlicher Heilerfolg erklären. Weiterhin besitzen im Meerwasser gelöste Strontium- und Selenverbindungen eine hohe Wirksamkeit gegen Entzündungsauslöser.
Gerade Schleswig-Holsteins Heilbäder eignen sich aufgrund des Angebots an qualitätsgeprüftem Meerwasser, geschulten Mitarbeitern sowie der Ausstattung mit fachlich überprüften UV-Spezialgeräten vorzüglich zur Behandlung dieser chronischen Kranken.
Aus verschiedenen Übersichtsarbeiten geht eindeutig hervor, dass eine aufwendige und teure Kur am Toten Meer nicht notwendig ist, sondern eine Behandlung dieser Krankheitsformen z.B. in Schleswig-Holstein denselben Effekt hervorruft und damit eine preisgünstige und effektive Alternative darstellt.
Während Psoriasis als eine genetische Erkrankung mit einer begrenzten und stets gleichbleibenden Patientenzahl klassifiziert wird, befällt Neurodermitis von Jahr zu Jahr mehr Menschen. Sie entsteht wahrscheinlich durch viele unbekannte Umweltnoxen. Inzwischen sollen bereits 18% aller Vorschulkinder hiervon befallen sein, Tendenz steigend (zum Vergleich: 1960 litten 3% aller Vorschulkinder an Neurodermitis).
Psoriatiker erfahren Linderung durch Behandlung mit dem salzhaltigeren Nordseewasser (Salzgehalt: ca. 3,5%), während für Neurodermitiker besser das Meerwasser der Ostsee (Salzgehalt: ca. 1,5%) geeignet ist.
Hervorzuheben ist an dieser Therapie, dass wesentlich weniger Cortison - mit entsprechend weniger Nebenwirkungen - eingesetzt werden muss.
|
|
Meerwasser zur Inhalation
|
|
Therapie chronischer Atemwegserkrankungen
|
|
Zur Behandlung chronischer Erkrankungen der Atemwege werden reine Meerwasserinhalationen verschrieben. Sie werden hierbei entweder in Form von Einzelinhalationen oder als Rauminhalationen verabreicht. Das Meerwasseraerosol soll die Wirkung der Brandungszone nachahmen. Mit moderner Technik wird steriles Meerwasser in feinster Verteilung intensiv in die Atemwege gebracht. Hierbei ist natürlich auf die Salzkonzentration zu achten:
-Hypotones (gering-konzentriertes Meerwasser mit einer Salzkonzentration von ca. 0,5%) wirkt entzündungshemmend und ist bei chronischen Prozessen und empfindlichen Schleimhäuten angezeigt
-Isotonisches Meerwasser mit einer Salzkonzentration von 0,9% eignet sich zur Behandlung von trockener und funktionsgestörter Schleimhaut. Der Begriff isoton bedeutet, dass es denselben Druck wie das Blut besitzt. Viele im Handel befindliche „Meerwassersprays“ besitzen eine isotone, also 0,9%ige Lösung von Kochsalz in Wasser.
-Hypertones Meerwasser mit einer Salzkonzentration von deutlich mehr als 1% besitzt eine schleimlösende und expektorierende Wirkung. Dieses Meerwasser ist nur in den Heilbädern erhältlich.
|
|
|
Welche medizinischen Erfolge erzielen Anwendungen mit Schlick?
|
|
Die Hauptindikationen für Schlickanwendungen sind:
Hauterkrankungen (z. B. Psoriasis vulgaris, chronisch rezidivierende Urtikaria, Lichen ru-ber, atopisches Ekzem, Akne)
Erkrankungen des Bewegungsapparates (z. B. Osteoarthritis, rheumatoide und psoriatische Arthritis, Weichteilrheumatitis, degenerative Wirbelsäulenerkrankungen, Haltungsschäden)
Erkrankungen der Atemwege (z. B. Asthma bronchiale, chronische Bronchitis, Pneumokoniosen, chronische Erkrankungen des Nasen-Rachenraumes, chronische Laryngitis).
Therapie von Hauterkrankungen
Nordseeschlick eignet sich zur direkten Applikation (Schlickpackungen oder Schlickbäder) und bei der kurmäßigen Behandlung zur Therapie von Hauterkrankungen der oben aufgeführten Indikationen. Insbesondere alle Formen der Akne oder Psoriasis werden günstig durch Schlickbehandlungen beeinflusst. So konnte in verschiedenen Studien nachgewiesen werden, dass sich der pH-Wert sowie der Hautzustand der Erkrankten normalisiert hatte.
Therapie von Erkrankungen des Bewegungsapparates
Osteoarthritis ist eine häufig auftretende und heterogene Erkrankung. Wenn ein chirurgischer Eingriff nicht in Frage kommt, werden üblicherweise symptomatische Arzneimittel wie Analgetika oder nichtsteroidale Antirheumatika eingesetzt, wobei oft eine Dauertherapie erforderlich ist. Dies ist mit einer Zunahme schwerer Nebenwirkungen verbunden und erklärt, warum manche Patienten andere Therapieformen bevorzugen.
Warme Schlickbehandlungen werden seit langem traditionell zur Therapie von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises verwendet. Bereits die Römer schätzten Schlick und Schlämme als Heilmittel. Warme Schlickbehandlungen werden weitverbreitet zur Behandlung schmerzhafter Arthritis-Prozesse eingesetzt, wobei durch Verringerung des Entzündungsgeschehens die Schmerzen reduziert werden. Da zur Zeit die meisten rheumatischen Erkrankungen nicht geheilt werden können, ist der Einsatz von Peloidbehandlungen gerechtfertigt. Sie ersetzen nicht die konservative Therapie, bilden aber eine wertvolle, nebenwirkungsfreie Ergänzung. So haben kontrollierte Studien über einen Zeitraum von zehn Jahren ergeben, dass Schlick-Packungen einen positiven Effekt auf entzündliche (rheumatoide und psoriatische Arthritis) und nichtentzündliche Arthritiden (z.B. Osteoarthritis) ausüben.
Im allgemeinen werdenSchlickbehandlungen zur lokalen Wärmetherapie verwendet. Es interessieren daher in erster Linie ihre thermophysikalischen Eigenschaften als Wärmeträger und Wärmeüberträger. Umso erstaunlicher ist es daher, dass darüber hinaus eine Beeinflussung von biochemischen Reaktionen und Biomodulatoren, die an dem Pathomechanismus der Osteoarthrose beteiligt sind, in verschiedenen Studien nachgewiesen werden konnte.
Therapie von Atemwegserkrankungen
Seit 1970 wurde insbesondere in Russland intensiv auf dem Gebiet der Therapie von Lungenerkrankungen mit Schlickpackungen und –bädern geforscht. In einer Vielzahl von Studien konnte nachgewiesen werden, dass eine kombinierte Schlickbehandlung - verglichen mit herkömmlicher Therapie -eine schnellere Verminderung derklinischen Symptome von sowohl akuter als auch chronischer Pneumonie bewirkt und sich die Atmung wesentlich verbesserte. Dabei wurden entzündliche Prozesse schneller reduziert und der Zustand der Mucosa verbesserte sich.
|
|
|
|
|
|
|
|
|